Carl Peters Neuhaus
Deutsch-Ostafrika Tanganyika Territory Tanganyika Tanzania Carl Peters Julius Nyerere
Carl Peters und sein Geburtsort Neuhaus/Elbe
Der Zweck der Kolonialpolitik „ist und bleibt aber schließlich die rücksichtslose und entschlossene Bereicherung des eigenen Volkes auf anderer schwächerer Völker Unkosten.“
(Aus: Kolonialpolitik und Sozialismus. II. In: Kolonial-Politische Correspondenz. 2. Jg., Nr. 3 - 1886-01-16, S. 1 - Autor wahrscheinlich Carl Peters)
Oder mit leicht moderateren Worten:
„Kolonisation, ganz gleichgültig, ob es sich um Plantagen oder Ansiedlerkolonien handelt, heißt Nutzbarmachung des Bodens, der Schätze, der Flora und Fauna und vor allem der Menschen zu Gunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nation, und diese ist dafür mit der Gegengabe ihrer höheren Kultur, ihrer sittlichen Begriffe, ihrer besseren Methoden verpflichtet.“
(Bernhard Dernburg im Deutschen Reichstag, 1908-03-18. 125. Sitzung, S. 4056)
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Carl Peters in Neuhaus
Carl oder Karl?

Kindheit

Über seine Kindheit in seinem Geburtsort Neuhaus an der Elbe hat Peters in seinen autobiographischen Texten einiges selbst berichtet. Darüber hinaus gibt es in Neuhaus und auch zum Teil in der Literatur einige bemerkenswerte Erzählungen:
Der 11jährige Carl rettet sich selbst aus der teilvereisten Elbe
„Schon in frühester Jugendzeit machte sich bei dem Knaben ein unbeugsamer Wille und Kampfesgeist bemerkbar. [...] Mein Großvater, ebenfalls Neuhäuser Kind, der mit ihm zur Schule gegangen ist, hat mir so manchen Streich von ihm erzählt. Einen will ich kurz erwähnen. An einem kalten Dezembermorgen geht der Pfarrer, der zugleich Deichhauptmann ist, mit seinem Sohn zur Elbe, um den Wasserstand festzustellen. In mächtigen Schollen schiebt sich das Eis übereinander. Der junge Karl, der jetzt 11 Jahre ist, stellt zu seiner Befriedigung fest, daß er den von der Neuhäuser Jugend so beliebten Eisübergang wohl wagen könne. Es steht fest, daß er als Erster über die Elbe muß. In der Nacht, alles schläft im Pfarrhaus, läßt er sich mit einer doppelt genommenen Wäscheleine von seinem Fenster zur Erde herunter. Dann geht's im Dauerlauf zu der 3 km weit entfernten Elbe. Am Elbufer umweht ihn ein kalter, schneidender Nordost. Aber das kümmert ihn nicht. Mit langen Sätzen springt er von Scholle zu Scholle. Doch kurz vorm anderen Ufer ereilt ihn das Geschick. Ein Loch, das sich gähnend vor ihm auftut, hat er zu spät bemerkt. Und anstatt auf eine Scholle zu springen, springt er dort hinein. Er versinkt in das kalte Wasser, daß ihn unter der Eisdecke mitfortreißt. Seine Lage scheint hoffnungslos, aber kaltblütig, wie er es in seinem ganzen späteren Leben war, erzwingt er sich an einer dünnen Stelle gewaltsam mit dem Kopf einen Durchgang. Jetzt, wo er mit dem Kopf erst einmal wieder aus dem Wasser ist, gelingt es ihm nach gewaltigen Anstrengungen seinen ganzen Körper heraus zu ziehen. Als wandelnder Eisklumpen kommt er zu Hause an. Das Ende dieser Expedition ist eine gehörige Tracht Prügel, durch den mit Recht erzürnten Vater.“ (Der Kolonialpionier. Dr. Karl Peters. In: Archiv EvNe, Man 02 - ſ durch s ersetzt)
Dieser Text aus einem anonymen Manuskript findet sich z.T. wörtlich, z.T. stilistisch überarbeitet in dem Kinderbuch „Carl Peters erobert Ostafrika“ von Richard Wichterich und Fritz Th. Pabst (Stuttgart 1934, S. 9f). Wer da von wem abgeschrieben hat, ist z.Z. nicht zu ermitteln. Wichterich, der auch die wohl wichtigste Peters-Biographie der Nazizeit (Dr. Carl Peters. Der Weg eines Patrioten. Berlin 1934) geschrieben hat, erwähnt dort die Eis-Episode mit keinem Wort. Vielleicht ist das aber auch eine „Weiterentwicklung“ der Episode, wo der kleine Carl im Garten in ein Wasserfass fällt. (Peters 1918, S. 15)
Eine Kurzfassung der Geschichte bringt Heinrich Karstens 1967: "Einmal, als die Elbe vom Treibeis kaum zugeschoben war, versuchte der Junge den Übergang nach dem andern Ufer, brach ein und geriet unter die Schollen; ein Wunder, daß er sich retten konnte." (Heimatkalender für die Lüneburger Heide 1967, S. 88)
„Hänge-Peters“ war früher „Prügel-Peters“
„Schon in frühester Jugendzeit machte sich bei dem Knaben ein unbeugsamer Wille und Kampfesgeist bemerkbar. Wenn es galt, die Jungens eines Nachbardorfes zu überfallen oder zu bezwingen, war er stets der Anführer.“ (Der Kolonialpionier. Dr. Karl Peters. Archiv EvNe, Man 02, S. 1)
Dazu ausführlicher in seiner Selbstbiographie:
„Mein Ehrgeiz richtete sich als Knabe darauf, nicht so sehr in der Schule zu glänzen, sondern der erste unter meinen Gefährten in Feld und Wald zu sein. Ich sah sehr früh ein, daß mir hierzu in erster Linie meine Muskel- und Körperkraft dienen würde. So war das „Prügeln“, und zwar möglichst mit älteren und einer Mehrheit von Knaben das Hauptziel meines jugendlichen Verlangens, und ich betrieb dies mit einem Eifer und einer Leidenschaft, daß meiner Mutter oft angst und bange bei meinen Unternehmungen wurde. Ich zog auf die umliegenden Dörfer, um als Einzelner Trupps von Dorfkonfirmanden anzufallen und durchzuwalken, wessen ich nur deshalb nicht mit Beschämung gedenke, weil es sich stets um mehr, und ältere, also auch größere Knaben handelte.“(Lebenserinnerungen, S. 19 - ſ durch s ersetzt).
Schon der kleine Carl träumt von der Unterwerfung Afrikas
Obwohl Carl Peters selbst entsprechenden Mythen entgegen tritt, halten sie sich hartnäckig: „Alte Frauen in Neuhaus sollen heute erzählen, ich hätte bei meinem ersten Geographieunterricht nach einem Blick auf die Weltkarte den Lehrer gleich gefragt: „Warum haben wir denn keine Kolonien?“ Auch soll ich in mysteriöser Weise überall die Form des Erdteiles Afrika hingezeichnet haben. Dies glaube ich indes nicht.“ (Peters 1906, S. 2)
In einem Kinderbuch von 1941 liest sich das dann so:
Der Lehrer erzählt von Besitzungen europäischer Länder in fernen Erdteilen, von Kolonien. Da meldet sich plötzlich ein kleiner Knirps, der alles um sich her, die Mitschüler und die lachende Winterlandschaft draußen, vergessen hat. Seine Augen hängen an den Lippen des Lehrers, mit seinen kleinen, harten Fäusten hält er die Bank fest umspannt.
„Nun, Carl?“ fragt der Lehrer.
„Und welche Kolonien haben wir?“ sprudelt der helläugige Bursche heraus.
Der Lehrer erklärt ihm, daß „wir“ keine haben, daß dies vielleicht späteren Zeiten vorbehalten sei. Betroffen und traurig setzt Carl sich wieder hin; aber noch einmal tönt seine helle Kinderstimme durch den Klassenraum:
„Wenn ich groß bin, gehe ich nach Afrika. Mein Vater sagt, da ist noch was zu machen.“
Freundlich streichelt der Lehrer ihm über den blonden Schopf und beruhigt den kleinen Kerl.“
(Wichterich 1941, S. 5f)

Spätere Besuche

September 1890
"Am 17. September 1890 kam er zusammen mit dem ebenfalls aus Neuhaus stammenden Oskar Borchert; damals, nach der Emin-Pascha-Expedition, stand Peters auf der Höhe seines Ruhmes, ihm wurden nach damaliger Sitte Ehrenpforten errichtet (Bleckeder Heimatbuch S. 269)." (Bleckeder Zeitung 1994-04-15)
Februar 1894
Über den Besuch im Februar 1894 gibt es einen anonymen, handschriftlichen Bericht von 1952 im Archiv der Ev. Gemeinde Neuhaus - vermutlich verfasst von der Ehefrau des damaligen Pastors Erbe:
Besuch 1894 „Dr. C. Peters war ei. kl. Herr mit spärlichem Haarwuchs, auch trug er einen Kneifer, sein Adjutant Herr v. Thiedemann, war viel stattlicher als er. Sie waren beide in Uniform. Außerdem hatte er noch s. Diener Martin mitgebracht. [...] Später sah ich ihn nochmals [...] Da hatte er ein viel angenehmeres u. bescheideneres Wesen angenommen u. war mir angenehmer. Aber wie er in jetziger Zeit immer als „Mörder“ ausgerufen wird, das ist nicht wahr. [...] eine Frömmigkeit hat er doch aus seinem Vaterhaus mit ins Leben genommen, wie mir seine Frau beteuert hat.“ ( Archiv EvNe, Man 03, S. 2f)
Peters' Biograf von 1934, Richard Wichterich bringt ein Foto dieses Besuchs: „Dr. Carl Peters und Adolf v. Tiedemann vor dem Geburtshaus Peters' in Neuhaus an der Elbe im Februar 1894.“ (Wichterich 1934, S. 132)
Im März reimt ein Kurt Hoffmann sein Carl Peters-Lied "für ſeine Vaterſtadt Neuhaus a./E. auf deren Wunſch gedichtet".
Juni 1894
„Am Mittwoch, 20. Juni 1894 trafen der Reichskommissar Dr. Carl Peters und der Compagnieführer Herr Leue in Pritzier ein, wurden dort von dem Jugendfreunde des Ersteren, Herrn Apotheker C. Kupffender und Herrn Förster Flecke empfangen und später nach Forsthof Bohldamm gefahren. Dort im gastlichen Hause des Herrn Förster Flecke wurde ihm ein herzlicher Empfang zu theil. Fräulein Guthe begrüßte den kühnen Forscher mit einem Festgedicht, und einige weiß gekleidete junge Damen überreichten ihm ein Bouquet. Hierauf traf eine Deputation des Schützencorps aus Neuhaus mit Musik ein, welche die Gäste in den festlich geschmückten Ort per Wagen einholten. [...] Unser Gast dankte und drückte seine Freude aus, daß es ihm seit 1869 zum ersten Male wieder vergönnt sei, in seinem lieben Heimatorthe an dem weit und breit beliebten Schützenfeste theilzunehmen." (Bleckeder Zeitung 1994-07-22)
„Im Juli war er noch einmal hier u. feierte das Schützenfest i. Rosengarten mit; ich blieb im Hause, da es dicht vor der Geburt uns. ältesten Jungen war. Da hatte er den Hauptmann Leue mitgebracht, der viel robuster u. wilder aussah als H. v. Thiedemann. Dr. Peters war auch als bevorzugter Mann recht vergnügt u. ausgelassen bei dem Festabd. gewesen.“( Archiv EvNe, Man 03, S. 3) Besuch 1894
Vom gleichen Besuch stammt wohl auch Peters' Widmung in einem Exemplar seines Buches „Die deutſche Emin-Paſcha-Expedition“:
„Der Neuhäuser Volksbibliothek von einem alten Neuhäuser am 20. Juni 1894 / Carl Peters.
Eng bei einander wohnen die Gedanken
Doch hart im Raume stossen sich die Sachen.
Wir wollen vor allem andern deutsch denken und aufgehn im Dienst des Vaterlandes.“

Diese - unreine - Mischung aus Carl Peters und Friedrich Schiller kann man nachlesen im Heimatmuseum Neuhaus (Pforthaus).

Beisetzung in Neuhaus ...

Zeitung unklar
Die Witwe Thea Peters schreibt in einer Todesanzeige:
„Die Beisetzung findet in Neuhaus a. d. Elbe statt. Tag und Stunde werden noch bekannt gegeben."
Auf diese Beisetzung wartet Neuhaus noch immer ... Die Beisetzung fand dann in Hannover statt.
Nicht nur der Ort der Beisetzung sorgte für Verwirrung - der Todesort wird bis heute oft falsch angegeben.