Carl Peters Neuhaus
Deutsch-Ostafrika Tanganyika Territory Tanganyika Tanzania Carl Peters Julius Nyerere
Carl Peters und sein Geburtsort Neuhaus/Elbe
Der Zweck der Kolonialpolitik „ist und bleibt aber schließlich die rücksichtslose und entschlossene Bereicherung des eigenen Volkes auf anderer schwächerer Völker Unkosten.“
(Aus: Kolonialpolitik und Sozialismus. II. In: Kolonial-Politische Correspondenz. 2. Jg., Nr. 3 - 1886-01-16, S. 1 - Autor wahrscheinlich Carl Peters)
Oder mit leicht moderateren Worten:
„Kolonisation, ganz gleichgültig, ob es sich um Plantagen oder Ansiedlerkolonien handelt, heißt Nutzbarmachung des Bodens, der Schätze, der Flora und Fauna und vor allem der Menschen zu Gunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nation, und diese ist dafür mit der Gegengabe ihrer höheren Kultur, ihrer sittlichen Begriffe, ihrer besseren Methoden verpflichtet.“
(Bernhard Dernburg im Deutschen Reichstag, 1908-03-18. 125. Sitzung, S. 4056)
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Die ganze Geschichte eines Steins

„Der einfache Findling vor dem Pfarrhause in Neuhaus soll sein Gedächtnis bei der niedersächsischen Jugend lebendig erhalten und die kommenden Geschlechter mahnen, gleich ihm alles einzusetzen für Deutschlands Zukunft und Größe.“ (LKK 1935, S. 107)
1916-09-27: „Wie man uns aus Hannover berichtet, wird zu Ehren Dr. Karl Peters an seinem Geburtstage am Pfarrhaus in Neuhaus (Elbe) eine Tafel angebracht. Die Tafel hat die Inschrift: „In diesem Hause wurde am 27. September 1856 Dr. Karl Peters, der Begründer von Deutsch-Ostafrika, geboren als Sohn des Pastors Karl Peters und seiner Ehefrau Elise Peters, geb. Engel.“ Die Tafel ist gestiftet von seinen kolonialpolitischen Freunden." (Tägliche Rundschau, 1916-09-27).
Zu DDR-Zeiten war die Tafel vesteckt worden und wurde 1991 hervor geholt und liegt seitdem im Ortsmuseum, dem sog. Pforthaus. (Bleckeder Zeitung, 1991-03)
1921-04-01: Mit Datum 1. April 1921 gab der Vorschußverein Neuhaus - mindestens - drei Notgeldscheine zu 10, 25 und 50 Pfennig aus: „Gutſchein des Fleckens Neuhaus a/Elbe“.
Der 10-Pfennig-Schein zeigt das „Geburtshaus des Afrika-Forſchers Dr. Karl Peters“ mit dem Sinnspruch: „Wenn einer kummt und tau di ſeggt: „Ik mak et allen Minſchen recht“, denn ſegg ehm: „Lebe Herr mit Gunſt lehrens mi ook de ſware Kunſt.““
Der 25-Pfennig-Schein zeigt den „Vergnügungspark Rosengarten mit ſeinen uralten Eichen“ und für 50 Pfennig kann man ein Blick werfen auf „Burg Neuhaus im 14. Jahrhundert“.
1929-02: Am 25. Februar schreibt Thea Peters an Oskar Wolff bzgl. der Frage, wo das Peters-Denkmal aus Daressalam aufgestellt werden solle:
„Es ist doch eigentlich unglaublich, daß im ganzen großen Deutschland, das meinem Mann seine größte und schönste Kolonie verdankt, keine Stadt sich um das Denkmal bewirbt, das noch dazu ein schönes Kunstwerk ist. [...] Unter uns gesagt, wäre es mir lieber, wenn es in eine andere Stadt [als Hamburg - SH] kommen würde. Neuhaus a.d. Elbe würde es sicher liebend gerne nehmen, denn als ich vor Jahren dort war, hörte ich, daß man dort gerne ein Denkmal meines Mannes errichten würde. Ich will gerne, wenn Sie meinen, an den betrf. Herrn schreiben. – Und wie wäre es denn mit Helgoland ?" (Wolff 2005, S. 54f)
Worauf Oskar Wolff ihr am 1. März antwortet:
„In Neuhaus sollte man das Peters-Denkmal aber keinesfalls aufstellen; das bedeutet ja „Ausschluß der Oeffentlichkeit“ und hätte nur Interesse für die ... Neuhäuser. Einmal muß doch noch der Tag kommen, daß man das Denkmal gern in Hamburg oder Berlin aufstellt. Außerdem sollte meines Erachtens nur noch Hannover in Frage kommen." (Wolff 2005, S. 55)
1931-08-27: Mit Datum 1931-08-27 war in einer Zeitung zu lesen:
„Ein 80 Zentner ſchwerer Findling ſoll als Petersdenkmal auf dem Marktplatz in Neuhaus aufgeſtellt werden. [...] Im Anschluß an die Abendfeier [...] ſoll ein Kolonialverein in Neuhaus gegründet werden mit der beſonderen Aufgabe, den vor drei Jahren verſteigerten Nachlaß von Dr. Peters wieder zu ſammeln. Die am Geburtshauſe befindliche Tafel ſoll eine Auffriſchung erfahren." (unbekannte Zeitung).
Über die Finanzierung liest man am 28. Juni 1994 in der taz „einst von der Deutschen Kolonialgesellschaft gestiftet". Allerdings ist im Jahrgang 1931 der Vereinszeitung der Deutschen Kolonialgesellschaft, der Übersee- und Kolonial-Zeitung, darüber nichts zu lesen. Es wird nur kurz über die Absicht ein Denkmal zu errichten und später ebenso kurz über die Durchführung berichtet.
Werner Hüls schrieb 2013: „Nach allem, was wir bisher wissen, wurde dieses Denkmal durch Spenden deutscher Kolonialverbände ermöglicht."(Unser Amt Neuhaus auf Hoch und Platt, Heft 5, S. 26) Dem müsste mal genauer nachgegangen werden.
1931-09-26: „Noch in der Nacht vor der Enthüllung [...] hatten politische Gegner den Stein mit roter Farbe übergossen. Apotheker Benze konnte die Flecken noch rechtzeitig beseitigen.“ (Hagen 1994, Nr. 24)
„In der Nacht zum Sonntag wurde der [...] Denkſtein von bisher unbekannten Buben mit Mennige beſchmiert, die jedoch noch rechtzeitig vor der Weihe des Steines entfernt werden konnte. In der gleichen Nacht wurde die Scheunentür eines Anwohners mit unflätigen auf die Peters-Feier bezüglichen Worten bemalt." (Neuhauser Tageblatt, 1931-09-29)
„„Nieder mit Henker-Peters" — mit roter Farbe war in der Nacht auf den 27. September 1931 der Spruch auf den Gedenkstein für Carl Peters vor seinem Geburtshaus in Neuhaus gepinselt worden. In aller Eile hat man vor der feierlichen Enthüllung die Farbe von dem Findling heruntergeschrubbt. Die Tat wird dem Neuhauser Arbeiter Paul Sobotta angelastete [...] Noch lange habe man seine Worte auf dem Stein an regnerischen Tagen durchschimmern sehen können, erzählt man sich in Neuhaus."(Landeszeitung für die Lüneburger Heide 1994-03-25)
Im Riesaer Tageblatt war zu lesen: „Der neue Stein war in der Nacht vorher von Unbekannten vollſtändig mit roter Farbe beſchmiert worden und eine in der Nähe befindliche Scheune trug in roter Farbe die Aufſchrift „1000 RM. Belohnung für den Henker."" (Riesaer Tageblatt 1931-09-29)
1931-09-27: Der Wettergott zumindest hatte für Carl Peters wenig übrig!
„Mein Vater, Friedrich Heinisch, zählte zu den freien Bürgern, deren Wunsch es war, einen Gedenkstein vor dem Geburtshaus des bedeutenden Ostafrika-Forschers aufzustellen. Mein Vater, stets parteilos, aber heimatverbunden, vaterländisch eingestellt, stand stets für die deutsche Geschichte ein. Zu diesem Zeitpunkt war er in Neuhaus Bürgermeister. Er erhielt von Frau Peters ein Foto ihres Mannes mit einer Widmung. Das Bild zeigte Dr. Carl Peters auf einem Korbstuhl sitzend, neben ihm standen zwei Männer (mit Helmen) der Schutztruppe.“ (Brief von Elisabeth Vogel, 1994-05-30. Archiv EvNe, Brief 03.)
„Am Sonntag Mittag erfreute ein Platzkonzert die Festteilnehmer. Nachmittags trafen aus allen Richtungen weitere Gäste ein. So hatte der Stahlhelm, Gau Hamburg, eine große Abordnung mit Fahne und Spielmannszug entsandt, aus Lüneburg war eine Abteilung des Kreises Lüneburg vertreten, die Militärische Kameradschaft „Auguste-Viktoria" und der „Gardekorps-Verein", Wandsbek, waren mit Abordnungen und Fahnen vertreten. Besonders zahlreich hatte sich die Kolonialjugend aus Hamburg und Lüneburg eingefunden. Ferner war die Traditionskompagnie der ehemaligen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika durch eine größere Abordnung vertreten. Nachmittags gegen 4 Uhr sammelten sich die Festteilnehmer zu einem großen Festzuge. Eröffnet wurde dieser durch Reiter in der Schutztruppenuniform, ihnen folgten die Reitervereine, eine Askarigruppe, die von der Kolonialjugend gestellt worden ist, dann die Kolonialjugend in ihrer kleidsamen Kakitracht, die Vereine des Ortes und der Nachbarorte, die Ostafnkaner-Vereinigung Groß-Hamburg, der Stahlhelm und Mitglieder der nationalsozialistischen Partei.
Der Festzug bewegte sich durch die festlich geschmückten Straßen des Ortes, die reich beflaggt waren, vorwiegend in den alten Farben des Reichs.[...] Im Hotel Hannover fand später eine große Abendfeier statt. Der Fleckenvorsteher, Herr Heinisch, begrüßte die Gäste."
(Afrika-Nachrichten, 1931, S. 464f)
1950-09-27: „Wohl zum 94. Geburtstag von Carl Peters am 27. September 1950 hatten Schüler der Neuhauser Schule, die gleichzeitig Mitglieder der FDJ waren, sich „des größten Sohnes des Heimatortes“ erinnert und am Gedenkstein Blumen niedergelegt. Das führte zu nächtlichen Verhören und vorübergehenden Verhaftungen. Im Gefolge dieser Auseinandersetzungen wurde der Gedenkstein entfernt.“ (Wieben 2000, S. 93f)
1951: „Nun liegt s. Gedenkstein am Pfarrhaus unter der Erde, vorläufig, möchte er in nicht allzu langer Zeit wieder an die Oberfläche kommen. Schade um unsere von Dr. C. Peters uns erworbenen Kolonien!“ (Archiv EvNe, Man 03, S. 3)
„Eine ebenfalls am Pfarrhaus angebrachte Gedenktafel [...] wurde von dem Neuhauser Ewald Stieger im Auftrage des damaligen Pastors Koch in den 50er Jahren abgenommen und verborgen. Heute kann die Tafel, restauriert von der Dahlenburger Firma Hugo Duschek, in der Neuhauser Heimatstube besichtigt werden.“ (Wieben 2000, S. 93)
1994-03-23: Diskussionsabend des Vereins für Bürgerbegegnung im Hotel Hannover: "[...] gekommen waren fast ausschließlich Befürworter einer Wiederaufstellung des Steines, Kritiker fehlten." (Bleckeder Zeitung, März 1994)
1995-02-23: „Mit einer Stimme Mehrheit beschloß die Neuhauser Gemeindevertretung am 23. Februar 1995 unter der Beschlußnummer 99-13/95 das Wiederaufstellen des ungeliebten Steines.“ (Wieben 2000, S. 93)
1995-03-15: Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderates von Amt Neuhaus beschließt (Buchstaben getreu):
„Der Carl-Peters Stein erhält folgende Schrifttafel:
„Dr. Carl- Peters wurde am 27.09.1856 im Pfaarhaus zu Neuhaus/E. geboren. Er vertrat die Idee eines großen deutschen Kolonialreiches und gilt als der Begründer der Kolonie Deutsch - Ostafrika. Diese Kolonialpolilik hat sich insgesamt als ein Irrweg erwiesen.
Die Persönlichkeit des Dr. Carl Peters , sein Wirken und der Gedenkstein sind umstritten.“
Der Stein wird von der Fa. Witt, Kaarßen aufgestellt.
Beschluß-Nr. 146 - 18/95 einstimmig“
(Protokollauszug der Sitzung - 21.3.95)
1995-10: Die Zeitung extra-tipp meldet am 28.Okt. 1995: "Seit zwei Wochen steht der Gedenkstein [...] wieder an seinem alten Platz."