Peters-Denkmal von Dar es Salaam nach Helgoland
Eine erste Initiative für ein Peters-Denkmal in Daressalam gab es schon 1908. Ein "provisorisches Komitee" schaltete in der
Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung einen "Aufruf zur Gründung eines Dr. Carl Peters-Denkmal":
"Wir sind der guten Zuversicht, dass es altbewährter deutschostafrikanischer Tatkraft gelingen wird, am 27. September 1908, als am 52. Geburtstage unseres
grossen Afrikaners, die Feier der Grundsteinlegung des Monuments seines dauernden Gedenkens zu begehen."
Ob es nur an der verschwurbelten Sprache lag, dass daraus nichts wurde, ist nicht bekannt.
"Carl Peters hat für uns Deutsch-Ostafrika, eine unserer glänzendsten Kolonien erworben. In Aller Gedächtnis wird fortleben, wie der Jüngling mit wenigen Getreuen hinausgezogen war in die unbekannte afrikanische Wildnis und zurückkehrte mit beispiellosem Erfolge." So beginnt ein
Aufruf für ein Carl Peters-Denkmal in Daressalam, das im Juli 1913 in zahlreichen Zeitungen im Deutschen Reich und in den Kolonien erschien. Die lange Unterzeichner-Liste enthielt eine Menge illlustrer Namen:
Ernst von Carnap (einem Zweig dieser Familie gehörte damals das Dorf Preten, 5 km nordöstlich von Neuhaus), Pfarrer Erbe (Neuhaus), angeführt wurde die Liste von
Otto Arendt.
Der Vorwärts (SPD) schrieb damals:
"Es ist kennzeichnend für unsere weltpolische Unmoral, daß sich Leute gefunden haben, die einem Peters ein Denkmal errichten." (
1914-02-10)
Im Hamburgischen Correspondenten konnte man am 1. April 1914 lesen:
"Karl Möbius, der Berliner Bildhauer arbeitet zurzeit an dem Denkmal für Karl Peters [...]. Das Werk besteht aus einem Sockel in Höhe von etwa 5 Metern [...] Bildnisstatue von Peters [...] sie wird etwa 3 Meter messen [...] Der Künstler hofft seine Arbeit so weit beschleunigen zu können, daß das Denkmal [...] im August d. J. enthüllt werden kann." (
1914-04-01)
Das hat dann aber nicht geklappt. Die Statue wurde noch nach Daressalam verschifft, fiel dann den Briten in die Hände, die sie 1921 an Deutschland zurückgaben.
Die Hamburger Nachrichten schrieben - Schlimmes ahnend - 1921:
"Falls die Großstädte mit ihren überwiegend vaterlandslosen Mehrheiten für das Denkmal keinen Platz hergeben, so stelle man es in einem kleinen Ort auf, der bald zu einer Wallfahrtsstätte für alle werden kann, die in diesen trüben Tagen sich durch die Erinnerung an eine große Vergangenheit und an echte deutsche Mannestaten erbauen möchten." (
1921-01-05)
So wurde das Denkmal 1931 in Helgoland aufgestellt.
"DEM VORKÄMPFER DEUTSCHER KOLONIALPOLITIK - DEM BEGRÜNDER VON DEUTSCH-OSTAFRIKA - DR. CARL PETERS." ab 1933 mit dem Zusatz:
"AUF GRUND SEINER TATEN KAM HELGOLAND 1890 ZUM DEUTSCHEN REICHE" (
Wolff 2005, S. 91ff)
Das weitere Schicksal von Carl Peters in Bronze ist verworren.
Hans Schmid schreibt dazu:
"Weniger haltbar als in Hannover war das Peters-Gedenken auf der Kurpromenade von Helgoland. Dazu gibt es zwei Versionen. Die Statue wurde 1945 bei einem Luftangriff beschädigt und von einem Fischer auf das Festland verkauft. Oder sie wurde schon vorher von der Insel geholt, um eingeschmolzen zu werden, was dann aber nicht geschah. Ende der 1940er tauchte sie auf einem Schrottplatz in Bremen wieder auf, von wo sie nach Pinneberg gebracht wurde. Dort lagerte man die in Kisten verpackten Einzelteile in mehreren Kellern ein. Nach dem Abriss eines der Gebäude verkauften Arbeiter den Inhalt der Kisten an einen Schrotthändler, der den Peters-Torso für den Rest einer Göring-Statue hielt und zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, als der Handel aufflog.
Als der Traditionsverband für eine Wiedererrichtung der Statue auf Helgoland warb war sie schon so beschädigt, dass sich eine komplette Restaurierung nicht mehr finanzieren ließ. Also wurde der ursprüngliche Bronzekopf in eine Büste umgewandelt. 1966 fand die Büste auf einem Podest vor der Jugendherberge von Helgoland ihre neue Heimat.
Und sie bekam einen neuen Sockel mit neuer Inschrift (Geschichte Erziehung Politik
1997, S. 363):
"DR. CARL PETERS 1856-1918" - "IHM VERDANKT HELGOLAND DIE ZUGEHÖRUGKEIT ZU DEUTSCHLAND" (Rückseite)
1989 erfolgte dann die radikale Umwandlung des kolonialen Ehrenmals in ein anti-koloniales Mahnmal. (a.a.O., S. 363f)