Carl Peters und sein Geburtsort Neuhaus/Elbe
Der Zweck der Kolonialpolitik „ist und bleibt aber schließlich die rücksichtslose und entschlossene Bereicherung des eigenen Volkes
auf anderer schwächerer Völker Unkosten.“ (Aus: Kolonialpolitik und Sozialismus. II. In: Kolonial-Politische Correspondenz. 2. Jg., Nr. 3 - 1886-01-16, S. 1 - Autor wahrscheinlich Carl Peters)
Oder mit leicht moderateren Worten:
„Kolonisation, ganz gleichgültig, ob es sich um Plantagen oder Ansiedlerkolonien handelt, heißt Nutzbarmachung des Bodens, der Schätze, der Flora und Fauna und vor allem der Menschen zu Gunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nation, und diese ist dafür mit der Gegengabe ihrer höheren Kultur, ihrer sittlichen Begriffe, ihrer besseren Methoden verpflichtet.“
(Bernhard Dernburg im Deutschen Reichstag, 1908-03-18. 125. Sitzung, S. 4056)
Der Film "Carl Peters" gehört zu den sog. Vorbehaltsfilmen, die weiterhin nur unter besonderen Bedingungen aufgeführt werden dürfen. Hans Schmid, der vehement für die Freigabe dieser Filme eintritt, hat sich auch ausführlich mit dem Peters-Film beschäftigt (Das Dritte Reich im Selbstversuch). Hier einige Ausführungen daraus: Ernst Quade ca. 1925
Das Drehbuch verfasste Herbert Selpin zusammen mit Walter Zerlett-Olfenius und Ernst von Salomon, der nach 1945 als geläuterter Ex-Nazi
reüssierte und den Afrikafilm des Dritten Reichs in Adenauers Kino überführte, indem er uns das Skript zu "Liane, das Mädchen aus
dem Urwald" (1956) schenkte. Man kann den drei Herren nicht vorwerfen, dass sie sich unvorbereitet ans Werk machten. Das Leinwandepos
kombiniert den Antisemitismus in einschlägigen Peters-Büchern der NS-Zeit mit Episoden aus Peters’ autobiographischen Schriften, von den "Lebenserinnerungen" über "Die Gründung von Deutsch-Ostafrika" bis zu "Die deutsche Emin-Pascha-Expedition", in denen sich der Autor nicht nur als Mann der Tat, sondern auch des Wortes präsentiert. Peters war Abenteurer, Redner, Agitator und Schriftsteller in Personalunion. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass der Film mitunter arg dialoglastig geworden ist. Das fiel dann auch dem Propaganda-Minister auf: "Der Film ist nicht gemeistert. Zuviel Leitartikel und zu wenig Handlung. Die Tendenz ist zu dick aufgetragen, die Passagen gegen das damalige Regime zünden nicht. Ich bin sehr unbefriedigt davon." (Goebbels, Tagebuch, 15. März 1941)
Bezüge zu Neuhaus:
Ernst Quade ca. 1925
1. Szene: Der frisch promovierte Held kehrt just in dem Moment in seinen Heimatort Neuhaus an der Elbe zurück, in dem dort ein Sonderzug mit Auswanderern verabschiedet wird, die sich in Hamburg nach Amerika einschiffen wollen, weil es in Neuhaus nicht genug Ackerland für sie gibt.
Dem echten Neuhauser mutet diese Szene einiges zu: 1879 kommt Peters auf dem Neuhauser Bahnhof an, der 1912 eröffnet wird ...
2. Szene: Bei der Mutter ("Mutting") zum Kaffee und Abschied Richtung England.
In zwei weiteren Szenen (eine ist die Schluss-Szene) tritt "Mutting" auf.