Carl Peters und sein Geburtsort Neuhaus/Elbe
Der Zweck der Kolonialpolitik „ist und bleibt aber schließlich die rücksichtslose und entschlossene Bereicherung des eigenen Volkes
auf anderer schwächerer Völker Unkosten.“ (Aus: Kolonialpolitik und Sozialismus. II. In: Kolonial-Politische Correspondenz. 2. Jg., Nr. 3 - 1886-01-16, S. 1 - Autor wahrscheinlich Carl Peters)
Oder mit leicht moderateren Worten:
„Kolonisation, ganz gleichgültig, ob es sich um Plantagen oder Ansiedlerkolonien handelt, heißt Nutzbarmachung des Bodens, der Schätze, der Flora und Fauna und vor allem der Menschen zu Gunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nation, und diese ist dafür mit der Gegengabe ihrer höheren Kultur, ihrer sittlichen Begriffe, ihrer besseren Methoden verpflichtet.“
(Bernhard Dernburg im Deutschen Reichstag, 1908-03-18. 125. Sitzung, S. 4056)
1918 starb Carl Peters und wurde in Hannover auf dem Engesohder Friedhof beigesetzt. Zehn Jahre später schrieben die Afrika-Nachrichten:
"Unter Beteiligung der Familie und eines großen Kreises von Freunden und Verehrern fand am 10. September — dem 10jährigen Todestage — auf dem Engesohder Friedhof in Hannover, auf dem der tapfere Begründer unserer größten, schönsten und aussichtsreichsten Kolonie seine letzte Ruhestätte gefunden hat, die Einweihung des imposanten Grabdenkmales statt, das Herr Stadtdirektor a. D. Tramm und Herr Dr. Oskar Wolff-Walsrode zusammen mit einigen anderen Freunden dem größten deutschen Kolonialpolitiker gesetzt haben. [...] Nachdem eine Delegierte des Kolonialen Frauenbundes ihres Gründers gedacht hatte, dankte Archivrat Dr. Peters im Namen der Familie. Durch nochmaligen Chorgesang fand die würdige Feier ihren Abschluß. Unzählige wundervolle Kränze und Blumenspendem wurden an dem Denkmal — einem riesigen, süddeutschen Granitblock — niedergelegt." (1928-10-01)
Ob Oberstleutnant von Wolff sein Gedicht "Auf diesen deutschesten Mann" am Grab vortragen durfte, ist unklar: Am Grabmal von Dr. Carl Peters.
zur Enthüllung seines Grabdenkmals
auf dem Engesohder Friedhofe zu Hannover am 10. Sept. 1928
von Oberstleutnant a. D. Arthur v. Wolff, Hannover
(nicht mit Oskar Wolff verwandt)
Das Totenmal graniten
Ragt wie ein Megalith
Der grosse Feind der Briten
War selber von Granit.
Mit grantigem Fäusterecken
Zerstiess er seinen Feind,
An seinen Kanten und Ecken
Rieb wund sich selbst der Freund.
Er rief im Kampf der Geister
Sein "alles oder nichts“!
Die Steppe lehrte den Meister
Die Weite des Gesichts.
Und sein granitener Wille
Schuf uns ein neues Reich,
Es stand der Atem stille
Dem Briten vor solchem Streich.
Da schwollen die Kleinen im Hasse,
Er war ihnen viel zu gross,
Sie ballten sich zur Masse
Und stürzten den Koloss.
Es senkten sich die Schatten
Auf diesen deutschesten Mann,
Er kannte kein Ermatten,
Bis ihm das Leben verrann.
Zerflattern wird die Wolke
Des kleinlichen Gezeters,
Es bleibt dem Deutschen Volke
Der herbe, grosse Peters.
Und seines Grabmals Quadern
Mahnen ein klein Geschlecht,
Lasst Euer schimpflich Hadern,
Schart Euch um Deutschlands Recht,
Um's Recht an dieser Erde
Und ihrem weiten Raum,
Auf dass einst wirklich werde
Karl Peters' Heldentraum!
13. IX. 1928.
(Wolff 2005, S. 17f)
1985 wird dem Grab der Status "Ehrengrab" aberkannt und auf Antrag von Grüne+SPD beschließt im Juni 2021 der Stadtbezirksrat Südstadt-Bult der Verwaltung zu empfehlen, am Grabmal eine Informationstafel aufzustellen, die "über die Kolonialverbrechen des auch als „Hänge-Peters“ bekannten Carl Peters" aufklärt.