Carl Peters Neuhaus
Deutsch-Ostafrika Tanganyika Territory Tanganyika Tanzania Carl Peters Julius Nyerere
Carl Peters und sein Geburtsort Neuhaus/Elbe
Der Zweck der Kolonialpolitik „ist und bleibt aber schließlich die rücksichtslose und entschlossene Bereicherung des eigenen Volkes auf anderer schwächerer Völker Unkosten.“
(Aus: Kolonialpolitik und Sozialismus. II. In: Kolonial-Politische Correspondenz. 2. Jg., Nr. 3 - 1886-01-16, S. 1 - Autor wahrscheinlich Carl Peters)
Oder mit leicht moderateren Worten:
„Kolonisation, ganz gleichgültig, ob es sich um Plantagen oder Ansiedlerkolonien handelt, heißt Nutzbarmachung des Bodens, der Schätze, der Flora und Fauna und vor allem der Menschen zu Gunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nation, und diese ist dafür mit der Gegengabe ihrer höheren Kultur, ihrer sittlichen Begriffe, ihrer besseren Methoden verpflichtet.“
(Bernhard Dernburg im Deutschen Reichstag, 1908-03-18. 125. Sitzung, S. 4056)
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Paul Sobotta
1908-03-07 - 1945-03-08
„Nieder mit Henker-Peters"

"— mit roter Farbe war in der Nacht auf den 27. September 1931 der Spruch auf den Gedenkstein für Carl Peters vor seinem Geburtshaus in Neuhaus gepinselt worden. In aller Eile hat man vor der feierlichen Enthüllung die Farbe von dem Findling heruntergeschrubbt. Die Tat wird dem Neuhauser Arbeiter Paul Sobotta angelastete Nach 1933 wurde er in Lüneburg wegen seiner „konspirativen Arbeit für die KPD" verurteilt. Während des Krieges verliert sich seine Spur. Noch lange habe man seine Worte auf dem Stein an regnerischen Tagen durchschimmern sehen können, erzählt man sich in Neuhaus." (Landeszeitung für die Lüneburger Heide 1994-03-25)
Wenig ist über Paul Sobotta überliefert. Aus den zeitgenössischen Zeitungstexten lässt sich nur erschließen, dass er wohl Mitglied der lokalen Organisation der KPD in Neuhaus war - Funktion unklar.
Werner Hüls schreibt über die Aktion: "[...] eine spektakuläre Aktion aus den Reihen der KPD. Der Arbeiter Paul Sobotta übergoss in der Nacht vor der Einweihung den Stein mit roter Farbe und schrieb dazu „Nieder mit Henker-Peters". Anti-Peters-Losungen waren auch auf einer Scheunentür in der Nähe zu lesen. Eine kleine Gruppe um Paul Sobotta hat auch nach dem Verbot der KPD 1933 im Widerstand gegen die Nazidiktatur versucht, die Parteiarbeit fortzusetzen, wurde aber entdeckt und verurteilt, konnte überleben. Paul Sobotta ist jedoch nicht aus dem Kriege heimgekehrt." (Unser Amt Neuhaus, Heft 5)
In dem Artikel Neuaufbau und Zerschlagung mehrerer Widerstandsgruppen (Juni - September 1933) schreibt die Lüneburger VVN/BdA: "Nachdem die Polizei mit den Verhaftungen am 11.6.1933 eine ganze Reihe illegal arbeitender Kommunisten eingekerkert hatte, versuchte die KPD in Lüneburg die Kontakte zur Unterbezirksleitung nach Harburg-Wilhelmsburg wieder herzustellen. Ebenso wurde versucht, die Beziehungen der Ortsgruppen Winsen, Neuhaus und Lüneburg untereinander neu zu knüpfen. [...] vom Juni bis September 1933 wurden auch die Kontakte zu Winsener und Neuhauser Antifaschisten wieder hergestellt. [...] Zu den Antifaschisten in Neuhaus - hier war es vor allem Paul Sobotta, der politische Leiter der Ortsgruppe der KPD - nahmen die Lüneburger ebenfalls, zusammen mit Bertold Bormann, Kontakt auf. Da die Zusendung von illegalem Material durch die Post zu gefährlich war, vereinbarte man, dass die Lüneburger das Material bringen und man sich auf halbem Wege - an der Bleckeder Fähre - treffen wollte. Brieflich wurde von den Lüneburgern zu Paul Sobotta mittels chiffrierter Mittteilungen - getippt auf der Harburger Schreibmaschine - Kontakt gehalten (das Chiffresystem war ihnen bekannt, denn es wurde einigen wichtigen Mitgliedern auf einem Parteitag der KPD 1932 in Harburg mitgeteilt). Ein Schreiben von Ende September von Friedrich Fischbeck und Friedrich Steinmetz an Paul Sobotta hatte - übersetzt - folgenden Wortlaut: [...] Beim Dechiffrieren dieses Schreibens am 25. September wurden Hans Gosch und Paul Sobotta von den Nazis erwischt und die gesamten illegalen Stützpunkte im Kreisgebiet von den Nazis aufgetrollt. In den folgenden Tagen und Wochen wurden sämtliche Antifaschisten dieser Gruppe verhaftet und nach Lüneburg gebracht: Paul Sobotta und Hans Gosch (beide aus Neuhaus) wurden am 7. Oktober ins Lüneburger Untersuchungsgefängnis gesperrt, ebenso (am 28. Oktober) Bertold Bormann (der schon vorher mal verhaftet wurde) und Albert Nolltmeyer (beide Harburg-Wilhelmsburg)." (Lüneburg 1933 / Widerstand und Verfolgung, S. 36-40) "Anklageschrift [...] 18.) der Arbeiter Paul Sobotta, geboren am 7.März 1908 zu Carrenzien, Kreis Bleckede, zuletzt wohnhaft zu Neuhous/E. Bahnhofstraße 105, verheiratet, 19.) der Arbeiter Hans Gosch, geboren am 22. März 1895 zu Hohn, Kreis Rendsburg, zuletzt wohnhaft zu Neuhaus/E., ledig [...] werden angeklagt, [...] a) das hochverräterische Unternehmen, die Verfassung des Deutschen Reiches gewaltsam zu ändern, durch Verbreiten von Schriften und andere Handlungen vorbereitet zu haben, b) es unternommen zu heben, den organisatorischen Zusammenhalt einer anderen Partei als der NSDAP., nämlich der KPD, aufrechtzuerhalten." (a.a.O, S. 41-43) "Im so genannten 4. Lüneburger Hochverratsprozess vom 21. - 24. Januar 1934 forderte der Staatsanwalt, der Berliner Staatsanwaltsrat Dr. Lell, drastische Strafen für die angeklagten Antifaschisten. Die Urteile lauteten für: [...] Paul Sobotta: 2 Jahre Gefängnis Hans Gösch: 1 Jahr, 3 Monate Gefängnis" (a.a.O., S. 47)
Jahnke notiert 1994 den Tod Paul Sobottas in der Liste "Verzeichnis der Namen ermordeter Gegner des NS-Regimes in Mecklenburg (1933-1945)" mit 1945-03-08 (S. 170) - ähnlich schon Jahnke 1970, S. 323.
Lothar Borbe schreibt: "Heinrich Sobotta, »ein kommunistischer Redner«, wie man voll Achtung über ihn sprach, hat im KZ sein Leben lassen müssen. Seine beiden Kinder waren etwa in unserem Alter. Seine Witwe »Talli« Sobotta, eine einfache, ehrliche Frau, ist bis zu ihrem Tode ihren und den Idealen ihres Mannes treu geblieben." (Borbe 2004, S. 131) Vermutlich erinnert Borbe hier den Vornamen nicht richtig.
Auf dem ev. Friedhof in Neuhaus gibt es eine Grabstätte "Sobotta" für Hans-Heinrich Sobotta (1931-09-26 bis 1986-12-16) und zwei Angehörige (verm. dessen Frau und Sohn). Hans-Heinrich S. dürfte einer der beiden bei Borbe erwähnten Söhne von Paul Sobotta sein.